Während zur Dokumentation sektenähnlicher Gruppen und weltanschaulicher Bewegungen früher vor allem analoge Materialien wie Bücher und Flyer ausgewertet wurden, finden ihre Aktivitäten heute zunehmend im digitalen Raum statt. Viele Gemeinschaften nutzen soziale Medien, Video-Plattformen und Online-Angebote zur Verbreitung ihrer Inhalte und zur Bindung von Mitgliedern. Dadurch werden potenzielle Risiken schwerer erkennbar, und Betroffene können sich oft nur schwer lösen. Besonders Kinder und Jugendliche sind in digitalen Umgebungen anfällig für manipulative Einflüsse, da sie über einfache Erklärungsangebote, emotionale Ansprache und Zugehörigkeit erreicht werden. Ihr Schutz steht im Zentrum von DigiCult.
Das Projekt entwickelt Methoden zur strukturierten Analyse und Kategorisierung sektenähnlicher und verschwörungsideologischer Inhalte im digitalen Raum. Ziel ist es, Beratungs- und Dokumentationsstellen durch den Einsatz semantischer und sprachbasierter Analysetechnologien bei der Erkennung und Einordnung relevanter Entwicklungen zu unterstützen. Durch den Einsatz von Modellen zur Mustererkennung, narrativen Strukturanalyse und kontextsensitiven Sprachverarbeitung werden Veränderungen in Kommunikationsformen und thematischen Schwerpunkten nachvollziehbar gemacht und systematisch aufbereitet.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung technischer Komponenten für Analyse und Visualisierung, die komplexe Zusammenhänge übersichtlich darstellen und den Wissenstransfer in Beratung und Prävention erleichtern. Interaktive Darstellungen und anpassbare Auswertungstools ermöglichen es Fachkräften, Informationen gezielt zu interpretieren und Entwicklungen besser einzuordnen. Ergänzend werden erklärbare und transparente Analyseverfahren (XAI) eingesetzt, um die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten und Vertrauen in die technologischen Ansätze zu fördern. Damit stärkt das Projekt die datenbasierte und verantwortungsvolle Weiterentwicklung von Dokumentation und Präventionsarbeit im digitalen Raum.
Darüber hinaus stellt DigiCult die Einhaltung rechtlicher und ethischer Standards sicher. Datenschutz und Transparenz bilden zentrale Grundpfeiler der Entwicklung. Die Umsetzung erfolgt im Einklang mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie den Anforderungen des EU AI Acts, um Nachvollziehbarkeit, Sicherheit und rechtliche Konformität zu gewährleisten. Ergänzend werden ethische Aspekte wie Fairness, Bias und Diversität berücksichtigt, um Verzerrungen und unbeabsichtigte Diskriminierung zu vermeiden.
Mit seinen Ergebnissen trägt DigiCult dazu bei, Beratung, Prävention und Aufklärung im digitalen Raum zu stärken. Es unterstützt den Schutz gefährdeter Gruppen – insbesondere von Kindern und Jugendlichen – und fördert das gesellschaftliche Verständnis für Mechanismen von Beeinflussung und Abhängigkeit im digitalen Zeitalter.
Projektleiterin:
Mina Schütz
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Giefinggasse 4, 1210 Wien
Mina.schuetz(at)ait.ac.at
+43 50550-3115
Homepage: https://www.ait.ac.at
Oder:https://www.ait.ac.at/themen/data-science-artificial-intelligence
Auflistung der weiteren Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen:
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Onlim GmbH
Research Institute AG & Co KG
Bundesstelle für Sektenfragen
