Die Verarbeitung von Informationen über „vollzugsrelevante Lebensumstände“ ist ein wichtiges Instrument zur Erhöhung der dynamischen Sicherheit im Strafvollzug und somit für Personal und Insass:innen von wesentlichem Nutzen. Diese in Österreich derzeit über §§ 15a ff StVG geregelte Informationsverarbeitung soll im Rahmen des Projekts PALM in Richtung eines effektiven Prison Intelligence Systems weiterentwickelt werden.
Derzeit lassen sich relevante Fragestellungen durch Standardnutzer:innen nur durch aufwändiges manuelles Durchsuchen einzelner Masken für mehrere Insass:innen beantworten. Die Möglichkeit solche Abfragen strukturiert gegen die vorhandenen Daten abzusetzen ist heute IT-Expert:innen in der Entwicklung vorbehalten.
Das vorliegende Projekt setzt hier an und entwickelt KI-basierte Abfragemöglichkeiten von bestehenden Datenbeständen wie in der Integrierten Vollzugsverwaltung (IVV) bzw. dem elektronischen Vollzugsmanagement (eVM). Auf diese Weise soll der Zugang und die Nutzbarkeit der bestehenden Systeme vereinfacht und demokratisiert sowie die Verwertung der gesammelten Informationen im Sinne einer effizienteren Vollzugsverwaltung verbessert werden. Ein derartiges Prison Intelligence System dient sowohl der effizienteren sozialen und medizinische Betreuung der Insass:innen als auch der Identifikation und Prävention von sicherheitskritischen Ereignisse (Ausbrüchen, Schmuggel etc.).
PALM wird künftig ermöglichen, Analyseanfragen durch Strafvollzugspersonal in natürlicher Sprache absetzen zu können und Ergebnisse in Echtzeit übersichtlich zur Verfügung zu stellen. Large Language Modelle (LLMs) sind dafür ideal geeignet, da sie komplexe Sprachstrukturen verstehen und kontextbezogene Bedeutungen erfassen können. Der Einsatz von LLMs ist dabei jedoch auf die Erzeugung von Datenbankabfragestatements aus natürlichsprachigen Anfragen und die Analyse der durch die erzeugte Abfrage erhaltenen Daten beschränkt, damit werden mögliche Risiken in Bezug auf Halluzination und Unausgewogenheit minimiert.
Ein absolutes Nichtziel des Projekts ist die Erstellung von Persönlichkeitsprofilen mittels KI. Ebenso wird es das System nicht erlauben, mittels KI Entscheidungen auf Basis von persönlichen Eigenschaften von Insass:innen zu treffen. Vielmehr sollen die bereits manuell, auf Grund gesetzlicher Grundlagen von Strafvollzugspersonal aufgenommenen Informationen wirksam zugänglich gemacht werden.
PALM leistet einen wertvollen Beitrag, um künftig mittels Prison Intelligence die dynamische Sicherheit in Justizanstalten zu stärken, was sowohl dem Personal als auch den Insass:innen zu Gute kommt. Das Projekt PALM wird dazu beitragen den Zugang zu den bereits vorhandenen Daten innerhalb des Strafvollzugs zu demokratisieren und auch technischen Laien zugänglich zu machen. Es wird erwartet, dass damit eine wesentliche Qualitätsverbesserung sowie eine Effizienzsteigerung im österreichischen Strafvollzug erreicht wird.
ProjektleiterIn
Dipl.-Ing. Georg Thallinger / JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
Auflistung der weiteren Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen:
app informatics zt gmbh
Bundesministerium für Justiz
PKE Holding AG
Research Institute AG & Co KG
Software Competence Center Hagenberg GmbH
Kontakt
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